Bei der Fülle an Kommunikationsformen, die uns heute zur Verfügung stehen, überrascht es nicht, dass wir gelegentlich die falsche auswählen. Viel Kommunikationsfrust entsteht dadurch, dass wir statt synchroner Kommunikation die asynchrone wählen und umgekehrt.
Ein Beispiel:
Ich will eine Zuständigkeitsfrage nach wochenlangen Diskussionen zwischen mehreren Abteilungen ein für alle Mal klären und schreibe deshalb eine E-Mail an einen Verteiler von fünf Personen, in der ich meine Sicht der Dinge darstelle. Asynchrone Kommunikationsform. Ein Fehler. Das wurde mir schlagartig klar, als ich mich dabei ertappte, dass ich nicht mehr vom Rechner weggehen wollte, weil jederzeit eine E-Mail mit einer “Gegendarstellung” kommen könnte, auf die ich wiederum sofort antworten muss bzw. will. Das richtige Medium wäre ein Meeting mit allen Beteiligten gewesen. Synchrone Kommunikationsform.
Zweites Beispiel:
Ein Kunde ruft mich auf meinem Mobiltelefon an (synchron), während ich in einem Workshop bin. Im Workshop will ich mit meiner vollen Aufmerksamkeit bei der Gruppe sein, deshalb stelle ich mein Handy stumm, häufig sogar auf Flugmodus. In der Kaffeepause sehe ich den verpassten Anruf. Der Kunde hat mir auf die Mailbox gesprochen und um Rückruf gebeten. Ich rufe zurück, erreiche ihn nicht. Als ich wieder im Workshop sitze, klingelt mein Telefon: Kunde. Da die Teilnehmer gerade in einer Gruppenarbeit sind, kann ich kurz den Raum verlassen und nehme den Anruf an: nzwischen scheint mir sein Anliegen durchaus dringend zu sein. Kunde: “Ich habe nun die Freigabe für das Projekt. Können Sie mir bitte das formale Angebot zusenden? Es reicht, wenn ich es morgen Nachmittag habe.” – “Klar”, sage ich. “Kein Problem.” Ich lege auf und gehe zurück in den Workshop. Inzwischen ist eine der Gruppen zu einer ungeplanten Kaffeepause übergegangen, da ihr die Aufgabenstellung doch nicht ganz klar und ich nicht auffindbar war.
Beitrag überarbeitet am 08.10.2020